Private Capital Barometer: Zwei Drittel der LPs fordern mehr Transparenz bei Kapitalabrufen

Private Equity

| 28.12.2024 11:22 Uhr
Michael Schad, Partner und Leiter Coller Credit Secondaries, Coller Capital / © e-fundresearch.com / Coller Capital
Michael Schad, Partner und Leiter Coller Credit Secondaries, Coller Capital / © e-fundresearch.com / Coller Capital

  • Laut Daten von Coller Capital will die Mehrzahl der Limited Partners (LPs) in den nächsten zwölf Monaten ihr Kapital nicht bei General Partners (GPs) wieder anlegen, bei denen sie zuvor bereits investiert waren.
  • Als einen der Hauptgründe dafür nennen die Anleger angesichts der angespannteren Liquiditätsbedingungen die Kapitalverfügbarkeit.
  • Die Anleger wünschen mehr Transparenz in Bezug auf zukünftige Kapitalabrufe und Auszahlungen, damit sie ihre Cashflows besser bewirtschaften können.
  • Die meisten Anleger betrachten die von den GPs aktuell kommunizierten Exit-Termine als optimistisch.
  • Trotz der Liquiditätsbeschränkungen ist das Interesse der Anleger für Privatmarktanlagen nach wie vor groß.

Fast neun von zehn Anlegern gehen laut dem Global Private Capital Barometer von Coller Capital davon aus, dass sie in den nächsten zwölf Monaten aufgrund schwierigerer Liquiditätsbedingungen ihr Kapital nicht bei ihren bisherigen General Partners wieder anlegen wollen.

Die Anlegerstimmung im Hinblick auf Wiederanlagen bei bisherigen GPs spiegelt wider, dass das Umfeld für die Kapitalbeschaffung weiterhin so bleiben dürfte wie 2024. Im Laufe der letzten zwölf Monate haben knapp vier Fünftel der Anleger nach eigener Aussage bei wenigstens einem ihrer bisherigen GPs kein Kapital wieder angelegt.

Mehr Transparenz und Liquidität gefragt

Für diese Entscheidung gibt es aus Sicht der Anleger mehrere unterschiedliche Gründe. 29% geben die Kapitalverfügbarkeit bei ihnen selbst als institutionelle Anleger als Grund an – was die für viele LPs schwierigeren Liquiditätsüberlegungen widerspiegelt. Für zwei Fünftel hatte die Entscheidung mit der Performance und für 16% mit Änderungen an der Strategie ihres Instituts zu tun.

Bei der 41. Ausgabe des Global Private Capital Barometer von Coller Capital wurden 107 Privatkapital-Anleger aus aller Welt nach ihren aktuellen Einschätzungen gefragt. Die befragten Anleger beaufsichtigen ein verwaltetes Vermögen von insgesamt USD 1,9 Bio.

Zwei Drittel der Anleger erklären, dass die GPs ihrer Ansicht nach die Transparenz in Bezug auf zukünftige Kapitalabrufe und Auszahlungen verbessern könnten, da die Anleger in der Lage sein müssen, mit Liquiditätsengpässen umzugehen.

Wachstumspotenzial bei Privatkrediten

Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries kommentiert: „Die Gesamtallokationen in Privatkrediten verzeichnen weiteres Wachstum. Diese Ergebnisse spiegeln den allgemeinen Trend wider, dass Anleger ihre Beziehungen zu GPs stärker bündeln und optimieren sowie intensive, langfristige Partnerschaften aufbauen. Anleger entwickeln umfangreichere und komplexere Anlageprogramme im Bereich der Privatkredite. Dabei setzen sie verstärkt auf einen aus ihrer Sicht attraktiven Bereich und legen den Fokus darauf, Kapital selektiver in weniger Strategien zu investieren.“

Mit Blick auf das kommende Jahr planen 96% der Anleger mit einer höheren oder stabilen Gesamtallokation in alternativen Anlagen. Konkret beabsichtigen 90% von ihnen, ihre Allokation in Private Equity zu erhöhen oder stabil zu halten, während 89% dies mit Blick auf Sekundärmarktanlagen vorhaben.

Drei Erkenntnisse des Global Private Capital Barometer von Coller Capital:

1) Privatkredite weiterhin beliebt

Mehr als vier von fünf Anlegern gehen davon aus, dass sie ihre Allokation in Privatkrediten im Jahr 2025 stabil halten oder erhöhen werden. Davon wollen 37% ihre Allokation in der Anlageklasse voraussichtlich erhöhen. Seit dem Winter Barometer 2022 von Coller Capital sind Privatkredite die alternative Anlagekategorie, in der die meisten LPs nach eigener Erwartung eine höhere Allokation anstreben.

2) Fusionen und Übernahmen sowie Digitalisierung dürften die Wertschöpfung in Portfolios antreiben

Laut dem Barometer betrachten zwei Fünftel der globalen Anleger das Wachstum durch Fusionen und Übernahmen sowie ergänzende Akquisitionen in den nächsten zwei oder drei Jahren als den Hauptmotor für die Wertschöpfung in den Portfoliounternehmen der GPs. Über einen Zeitraum von fünf Jahren bieten aus Sicht von fast drei Viertelnder Anleger die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz die größten Chancen für Private-Equity-Firmen, um Wertsteigerungen in ihrem Portfolio zu erzielen.

3) LPs betrachten Exit-Termine von GPs mit Skepsis

Ausgehend von dem Wunsch der Anleger nach mehr Transparenz in Bezug auf zukünftige Kapitalabrufe und Auszahlungen, ergab die Umfrage, dass fast zwei Drittel von ihnen die von den GPs aktuell kommunizierten Exit-Termine als optimistisch erachten. Ein Drittel hält sie für realistisch. Fast alle Anlegersprechen sich dafür aus, dass GPs einen ständigen Exit-Ausschuss haben sollten, in dem eine interne Lenkungsgruppe gemeinsam über die Exit-Zeitpunkte und die Exit-Strategie für das gesamte Portfolio entscheidet.

Hintergrundinformationen zur Umfrage:

Das Global Private Capital Barometer von Coller Capital ist ein erstklassiges Abbild weltweiter Trends im Bereich Privatkapital – ein halbjährlich erscheinender Überblick über die Pläne und Ansichten von institutionellen Anlegern aus Nordamerika, Europa und dem Asien-Pazifik-Raum (einschließlich Naher Osten), die in diese Anlageklasse investieren. Diese Umfrage erscheint seit 2004 jeweils im Sommer und Winter jedes Jahres. Für das neueste Barometer befragten wir in der Zeit vom 12. September bis zum 30. Oktober 2024 insgesamt 107 Private-Equity-Anleger aus aller Welt. Die Ergebnisse des Barometers sind weltweit repräsentativ für alle LPs, gemessen an: Standort des Anlegers, Art der investierenden Organisation, verwaltetes Gesamtvermögen, Anzahl an Jahren der Erfahrung mit Private-Equity-Anlagen.

LPs (Limited Partners) sind Anleger, die in Private-Equity- oder Privatmarktfonds investieren.
GPs (General Partners) sind die Verwalter von Private-Equity- oder Privatmarktfonds.
Private Equity (PE) ist ein Sammelbegriff für Wagniskapital, Wachstumskapital und Buyouts.

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