1. Track Record ist weniger aussagekräftig
Bei liquiden Fonds ist die historische Renditeanalyse oft ein Hauptkriterium. Investoren vergleichen Manager anhand von Kennzahlen wie Sharpe Ratio, Information Ratio oder Outperformance gegenüber Benchmarks. In Private Markets hingegen ist ein Track Record nur bedingt vergleichbar, da vergangene Erfolge oft auf spezifische Marktzyklen, Transaktionsumfelder oder individuelle Deals zurückzuführen sind.
Zudem sind Managerwechsel oder Teamfluktuationen häufige Herausforderungen. Ein starkes vergangenes Ergebnis ist kein Garant für zukünftige Performance, wenn sich das Investmentteam oder der Investmentfokus verändert hat. Daher spielt die Analyse der Entscheidungsprozesse und der strategischen Positionierung des Managers eine wesentlich größere Rolle als bei liquiden Fonds.
2. Bedeutung des Netzwerks und der Sourcing-Strategie
Während liquide Fondsmanager primär durch makroökonomische Analysen, Sektorallokationen und Trading-Strategien einen Mehrwert generieren, hängt der Erfolg in Private Markets stark von exklusivem Dealflow und der Fähigkeit zur Wertschöpfung im Portfolio ab.
Ein Private Markets Manager mit Zugang zu proprietären Transaktionen – etwa durch langjährige Industriebeziehungen oder eine starke Präsenz in Nischenmärkten – kann attraktive Investments tätigen, die anderen nicht offenstehen. Wer hingegen auf öffentliche Auktionsprozesse angewiesen ist, konkurriert mit vielen Bietern und riskiert überhöhte Einstiegspreise. Die Qualität und Exklusivität der Deal-Sourcing-Strategie ist daher ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal bei der Managerauswahl.
3. J-Curve-Effekt und Kapitalabrufe erfordern langfristiges Denken
Ein fundamentaler Unterschied zwischen beiden Asset-Klassen liegt in der Kapitalstruktur. Liquide Fonds sind sofort investierbar – Investoren kaufen oder verkaufen Anteile tagesaktuell und profitieren unmittelbar von Marktbewegungen.
In Private Markets hingegen erfolgt die Kapitalanlage über sogenannte Commitments: Investoren sagen Kapital zu, das über mehrere Jahre hinweg von Managern abgerufen wird. Dies führt zum bekannten „J-Curve-Effekt“, bei dem Fonds in den ersten Jahren zunächst negative Renditen aufweisen, bevor sich Performance entwickelt.
Für Investoren bedeutet dies, dass Cashflow-Management und die Fähigkeit des Managers, Kapital effizient und strategisch abzurufen, essenzielle Bewertungskriterien sind. Ein Fonds, der Kapital zu früh oder in wenig attraktive Deals investiert, kann langfristig unterdurchschnittliche Renditen erzielen.
4. Governance-Strukturen und Alignment of Interest
Private Markets Fonds haben in der Regel eine stärkere Interessensangleichung („Alignment of Interest“) zwischen Managern und Investoren als liquide Fonds. Dies liegt unter anderem daran, dass General Partners (GPs) oft signifikantes eigenes Kapital im Fonds investiert haben. Zudem sind die Fondsstrukturen langfristig ausgelegt, was eine stärkere Bindung zwischen Investor und Manager schafft.
Bei liquiden Fonds hingegen stehen Manager oft unter kurzfristigem Performance-Druck, da Investoren ihre Allokationen flexibel anpassen können. Dies kann zu risikoreichen Entscheidungen oder einer Fokussierung auf Quartalszahlen führen, während Private Markets Manager ihre Strategien über Jahre hinweg umsetzen können.
Daher sollten Investoren besonders auf Kostenstrukturen, Erfolgsbeteiligungen (Carried Interest) und Governance-Mechanismen achten, um sicherzustellen, dass die Anreizstrukturen des Managers im Einklang mit den eigenen Interessen stehen.
5. Due Diligence ist intensiver und qualitativer
Während sich die Analyse liquider Fonds stark auf quantitative Daten wie Alpha, Beta, Volatilität und Drawdowns stützt, ist die Due Diligence in Private Markets deutlich tiefgehender und qualitativer.
Wichtige Faktoren sind unter anderem:
- Teamstabilität: Wie lange arbeitet das Investmentteam bereits zusammen? Gibt es hohe Fluktuation?
- Erfolgsbilanz in verschiedenen Marktphasen: Hat der Manager Krisenphasen erfolgreich gemeistert?
- Wertschöpfungsstrategien: Welche operativen Verbesserungen kann der Manager in Portfoliounternehmen umsetzen?
- Referenzgespräche: Feedback von bestehenden Investoren und Portfoliounternehmen kann aufschlussreich sein.
Private Markets Manager müssen ihre Wertschöpfung über Jahre hinweg unter Beweis stellen. Eine umfassende Due Diligence, inklusive persönlicher Meetings, Track Record-Analysen und Marktvergleiche, ist daher unerlässlich.
Infobox: Die 5 wichtigsten Unterschiede auf einen Blick
🔹 Track Record: In liquiden Märkten zentral, in Private Markets weniger aussagekräftig aufgrund individueller Deals und Marktzyklen.
🔹 Deal-Sourcing: Liquide Manager arbeiten mit Marktanalysen und Trading-Strategien, Private Markets Manager brauchen exklusiven Dealflow.
🔹 Kapitalabrufe: Liquide Fonds sind sofort investiert, Private Markets Fonds rufen Kapital über Jahre hinweg ab (J-Curve-Effekt).
🔹 Governance & Anreize: Private Markets Fonds haben oft ein stärkeres Alignment of Interest durch Eigenbeteiligung der Manager.
🔹 Due Diligence: Quantitative Analysen dominieren in liquiden Märkten, Private Markets erfordern intensive qualitative Prüfungen.