Dieser Beitrag erklärt, was unter dem Begriff zu verstehen ist, warum er in Private Markets eine so wichtige Rolle spielt – und wie Investoren ihn strategisch für den Portfoliobau nutzen können.
Was bedeutet „Vintage“ in Private Markets?
Der Begriff Vintage beschreibt das Jahr, in dem ein Private Markets-Fonds mit der Investition beginnt – also in dem das erste Closing stattfindet oder erste Kapitalabrufe erfolgen. Jeder Fonds ist in der Regel über mehrere Jahre investiert, bewegt sich jedoch in einem bestimmten Marktumfeld – mit jeweils spezifischen Zins-, Bewertungs- und Wettbewerbsdynamiken.
Beispiel: Ein Fonds mit Vintage 2020 hat typischerweise 2020–2023 investiert und wird die betreffenden Unternehmen voraussichtlich zwischen 2025–2030 veräußern.
Warum ist Vintage Diversifikation wichtig?
1. Zyklische Markteinflüsse abfedern
Private Markets sind stark von makroökonomischen Rahmenbedingungen geprägt. Fonds, die in einem Marktboom investieren, zahlen häufig höhere Einstiegspreise. Fonds, die in Phasen von Stress oder Unsicherheit investieren, finden möglicherweise attraktivere Bewertungen vor.
Eine Diversifikation über verschiedene Vintages hinweg hilft, diese zyklischen Effekte im Portfolio zu glätten.
2. Reduktion des J-Curve-Effekts
Wer ausschließlich in einen einzelnen Fonds investiert, ist typischerweise für mehrere Jahre mit negativen Renditen (der sogenannten J-Curve) konfrontiert. Durch Vintage-Diversifikation – also Investments in Fonds unterschiedlicher Jahrgänge – lassen sich verschiedene Phasen der Fondsentwicklung im Portfolio überlappen. Das Ergebnis: ein stabilerer Cashflow-Profil und schneller einsetzende Ausschüttungen.
3. Kontinuität beim Kapitalabruf und bei Ausschüttungen
Institutionelle Investoren mit regelmäßigen Verpflichtungen – etwa Pensionskassen oder Stiftungen – profitieren von einer gleichmäßigen Planung. Wer regelmäßig in Fonds unterschiedlicher Jahrgänge investiert, schafft einen ausgewogenen Mix aus Kapitalabrufen und Rückflüssen, was die Liquiditätssteuerung vereinfacht.
4. Zugang zu unterschiedlichen Marktchancen
Jeder Jahrgang bringt eigene Investmentgelegenheiten mit sich – durch geopolitische Entwicklungen, technologische Veränderungen, regulatorische Verschiebungen oder Branchentrends. Die Verteilung auf verschiedene Vintages sorgt dafür, dass ein Portfolio nicht einseitig von nur einem Marktumfeld abhängig ist.
Wie lässt sich Vintage Diversifikation umsetzen?
Strategische Allokation über mehrere Jahre hinweg
Ein bewährter Ansatz ist es, über mehrere Jahre hinweg jährlich in eine gewisse Anzahl von Fonds zu investieren – zum Beispiel in zwei bis drei Fonds pro Jahr. So entsteht im Zeitverlauf ein „Fonds-Portfolio im Fluss“, das laufend investiert, reift und ausschüttet.
Einsatz von Evergreen- oder Dachfonds
Wer keine eigenen Ressourcen für den kontinuierlichen Aufbau eines Vintage-diversifizierten Portfolios hat, kann auf Multi-Manager- oder Evergreen-Fondslösungen zurückgreifen, die diese Diversifikation strukturell mitbringen.
Einbindung von Secondaries
Secondaries können gezielt eingesetzt werden, um Vintage-Lücken zu schließen oder bestimmte Jahrgänge im Nachhinein abzudecken – mit dem zusätzlichen Vorteil reiferer Portfolios und verkürzter J-Curves.
Fazit
Vintage Diversifikation ist ein zentrales Steuerungsinstrument im Aufbau eines robusten Private Markets-Portfolios. Sie hilft dabei, zyklische Risiken zu reduzieren, Liquidität besser zu managen und langfristig stabilere Renditen zu erzielen. Für institutionelle Investoren, die Private Markets strategisch in ihre Gesamtallokation integrieren wollen, ist eine durchdachte Vintage-Strategie ebenso wichtig wie die Auswahl der richtigen Fonds oder Manager.
🔎 Über die Artikelserie „Private Markets Basics“
Die Artikelserie Private Markets Basics ist eine kompakte Wissensreihe für professionelle Investoren, die sich mit der Welt der Private Markets vertraut machen möchten. Sie richtet sich an Family Offices, institutionelle Anleger aber auch etwas Produktmanager in Banken, die bereits ein tiefes Verständnis für liquide Anlagen besitzen und nun ihre Perspektive um Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und andere alternative Investments erweitern möchten.
Private Markets gewinnen zunehmend an Bedeutung in modernen Portfolios, doch der Einstieg erfordert ein Umdenken in Bezug auf Liquidität, Renditeprofile und Investmentprozesse. Diese Serie hilft dabei, Schlüsselbegriffe verständlich zu erklären und die strukturellen Unterschiede zu den traditionellen Kapitalmärkten zu beleuchten.
Die Artikelserie wird unterstützt von Natixis Investment Managers und der Natixis Investment Managers Private Asset Academy, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Investoren durch fundierte Weiterbildung einen besseren Zugang zur Welt der Private Markets zu ermöglichen. Durch maßgeschneiderte Schulungen, vertiefende Analysen und praxisorientierte Inhalte vermittelt die Private Asset Academy entscheidendes Know-how für eine erfolgreiche Navigation in diesem dynamischen Anlagesegment.