Private Markets Basics: Closed-End vs. Open-End Fonds – Unterschiede und Einsatzgebiete
Die Struktur eines Fonds ist in der Welt der Private Markets entscheidend für das Liquiditätsprofil, den Investmentansatz und das Ertragspotenzial. Eine der grundlegendsten Unterscheidungen betrifft die Fondsstruktur: Closed-End versus Open-End. Beide Modelle verfolgen unterschiedliche Ziele – und sind für verschiedene Investorentypen und Anlagestrategien geeignet.
In diesem Artikel werfen wir einen kompakten, praxisnahen Blick auf die Unterschiede, Funktionsweisen und typischen Einsatzbereiche beider Strukturen.
Was ist ein Closed-End Fonds?
Closed-End Fonds sind die klassische Struktur in den Private Markets – insbesondere im Bereich Private Equity, Private Debt und Venture Capital.
Merkmale:
- Feste Laufzeit: In der Regel 8–12 Jahre, mit möglichen Verlängerungen.
Kapitalzusagen & -abrufe: Investoren tätigen zu Beginn eine Kapitalzusage, die dann über mehrere Jahre hinweg abgerufen wird.
Illiquidität: Ein Ausstieg während der Laufzeit ist nur über den Sekundärmarkt möglich.
Ausschüttungsfokus: Rückflüsse erfolgen in der Regel aus Exit-Erlösen (Verkäufen von Portfoliounternehmen).
J-Curve-Effekt: Anfangsphase oft durch negative Renditen geprägt, bevor Exits Renditen generieren.
Einsatzgebiete:
- Private Equity Buyout & Venture Capital
Distressed / Opportunistic Credit
Private Infrastructure / Real Assets mit klaren Exit-Szenarien
Vorteile:
Klare Exit-Orientierung
Hohe Kontrolle über Investmentzyklen
Häufig überdurchschnittliches Renditepotenzial
Herausforderungen:
Kapital ist langfristig gebunden
Komplexeres Cashflow-Management
Illiquide Struktur, kaum Flexibilität für vorzeitigen Rückzug
Was ist ein Open-End Fonds?
Open-End Fonds – manchmal auch als Evergreen-Strukturen bezeichnet – sind im Bereich der Private Markets weniger verbreitet, gewinnen aber insbesondere im Bereich Core Infrastructure, Private Debt oder Immobilien zunehmend an Bedeutung.
Merkmale:
- Keine feste Laufzeit: Fonds bleiben dauerhaft offen für Ein- und Auszahlungen.
Regelmäßige Zeichnungsfenster: Investoren können – je nach Struktur – periodisch ein- und aussteigen.
Liquidität (bedingt): Auszahlungen erfolgen auf Basis verfügbarer Liquidität und NAV-Schätzungen.
Stetige Erträge: Fokus liegt oft auf laufenden Zins- oder Mieterträgen statt auf Exit-Gewinnen.
Einsatzgebiete:
- Private Credit (z. B. Senior Loans, Direct Lending)
Core/Core+ Infrastruktur
Immobilienfonds mit laufendem Ertragsschwerpunkt
Vorteile:
Höhere Flexibilität für Investoren
Stabilere Cashflows und geringere J-Curve
Kontinuierlicher Portfolioaufbau möglich
Herausforderungen:
Eingeschränkte Planbarkeit bei Liquidität in Stressphasen
Potenziell geringere Zielrenditen im Vergleich zu Closed-End Strukturen
Manager müssen stets Liquidität managen – was zu konservativeren Portfolios führen kann
Closed-End oder Open-End? Wann eignet sich welche Struktur?
Kriterium | Closed-End Fonds | Open-End Fonds |
---|---|---|
Laufzeit | Befristet (typisch 10–12 Jahre) | Unbefristet |
Liquidität | Sehr begrenzt | Eingeschränkt verfügbar |
Cashflow-Profil | Rückflüsse ab Jahr 4–6 | Stetige Ausschüttungen möglich |
Fokus | Total Return / Wertsteigerung | Stabilität / laufende Erträge |
Risikoprofil | Höher, dafür potenziell mehr Rendite | Tendenziell defensiver |
Investorentypen | Langfristig orientierte LPs | Anleger mit moderatem Illiquiditätshorizont |
Fazit
Die Entscheidung zwischen Closed-End und Open-End Fonds hängt wesentlich von den Zielen, der Liquiditätsplanung und dem Risikoprofil des Investors ab. Closed-End Fonds bieten Zugang zu renditestärkeren Strategien mit klaren Exit-Szenarien, erfordern aber langfristige Kapitalbindung. Open-End Fonds hingegen ermöglichen laufende Investitionen, flexiblere Rückgaben und stabilere Cashflows – mit Fokus auf Kapitalerhalt und stetige Erträge.
Für viele professionelle Investoren kann eine Kombination beider Strukturen sinnvoll sein: Closed-End Fonds als Renditetreiber, Open-End Fonds als Liquiditätsanker und Stabilitätsbaustein.
🔎 Über die Artikelserie „Private Markets Basics“
Die Artikelserie Private Markets Basics ist eine kompakte Wissensreihe für professionelle Investoren, die sich mit der Welt der Private Markets vertraut machen möchten. Sie richtet sich an Family Offices, institutionelle Anleger aber auch etwas Produktmanager in Banken, die bereits ein tiefes Verständnis für liquide Anlagen besitzen und nun ihre Perspektive um Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und andere alternative Investments erweitern möchten.
Private Markets gewinnen zunehmend an Bedeutung in modernen Portfolios, doch der Einstieg erfordert ein Umdenken in Bezug auf Liquidität, Renditeprofile und Investmentprozesse. Diese Serie hilft dabei, Schlüsselbegriffe verständlich zu erklären und die strukturellen Unterschiede zu den traditionellen Kapitalmärkten zu beleuchten.
Die Artikelserie wird unterstützt von Natixis Investment Managers und der Natixis Investment Managers Private Asset Academy, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Investoren durch fundierte Weiterbildung einen besseren Zugang zur Welt der Private Markets zu ermöglichen. Durch maßgeschneiderte Schulungen, vertiefende Analysen und praxisorientierte Inhalte vermittelt die Private Asset Academy entscheidendes Know-how für eine erfolgreiche Navigation in diesem dynamischen Anlagesegment.