Im Gegensatz zu liquiden Märkten, in denen Aktien, Anleihen oder ETFs börsentäglich gepreist werden, sind Private Markets-Investments illiquide und nicht öffentlich handelbar. Das wirft die Frage auf: Wie werden Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen, Private Debt oder Infrastrukturprojekten eigentlich bewertet?
Die Antwort: mit strukturierten Verfahren, bewährten Branchenstandards – und einem hohen Maß an Professionalität und Transparenz.
Warum ist Bewertung in Private Markets ein zentrales Thema?
Die Bewertung ist die Grundlage für viele zentrale Entscheidungen und Prozesse:
NAV-Berechnung (Net Asset Value) für Berichtswesen und Performanceermittlung
Ausschüttungen & Carried Interest-Mechanismen
Zweitmarktpreise bei Secondary Transactions
Portfoliosteuerung & Risikoüberwachung
Da es keinen „Marktpreis“ gibt, basiert die Bewertung auf Modellen und Expertenschätzungen – unter Berücksichtigung objektiver und subjektiver Einflussfaktoren.
Wichtige Bewertungsgrundsätze und Standards
Die meisten Fondsmanager und institutionellen Investoren orientieren sich an den International Private Equity and Venture Capital Valuation (IPEV) Guidelines, die von der Branche als Best Practice anerkannt sind. Sie definieren einheitliche Methoden, um Private Assets fair und nachvollziehbar zu bewerten.
Typische Bewertungsmethoden in Private Markets
1. Marktmultiplikator-Methode (Comparable Companies/Transactions)
Vergleich mit börsennotierten Peers oder ähnlichen Transaktionen
Anwendung von Umsatz-, EBITDA- oder EBIT-Multiples
Häufig genutzt für Wachstumsunternehmen oder Buyout-Beteiligungen
2. Discounted Cashflow (DCF) Methode
Prognose der zukünftigen Cashflows eines Unternehmens
Abzinsung mit risikoadjustierten Zinssätzen (WACC)
Besonders geeignet für stabile Geschäftsmodelle mit guter Visibilität
3. Nettovermögenswert-Methode (Net Asset Value / NAV)
Bewertung auf Basis des bilanziellen Vermögens, abzüglich Verbindlichkeiten
Vor allem für Immobilien, Infrastruktur oder Anlagen mit starkem Sachwertbezug
4. Kostenbasierte Bewertung (Cost Approach)
Ansatz bei sehr frühen Phasen (z. B. Venture Capital), wenn keine belastbaren Daten vorliegen
Bewertung auf Basis der investierten Mittel
5. Ertragswertmethode / Zinsbasierte Modelle
Für Private Debt: Berechnung des Barwerts zukünftiger Zins- und Tilgungszahlungen unter Berücksichtigung von Ausfallwahrscheinlichkeiten und Sicherheiten
Wie häufig wird bewertet?
Die Bewertung erfolgt in der Regel quartalsweise oder halbjährlich – abhängig vom Fonds, der Assetklasse und regulatorischen Anforderungen. Jahresabschlüsse (auditiert) liefern zusätzlich eine formalisierte Bewertung, insbesondere für institutionelle Investoren mit Berichtspflichten.
Bewertung ≠ Exit-Preis
Es ist wichtig zu verstehen: Die Bewertung ist nicht gleichbedeutend mit dem späteren Verkaufspreis. Sie stellt eine Momentaufnahme dar – auf Basis aktueller Informationen, Marktbedingungen und Annahmen. Der tatsächliche Exit-Preis kann – je nach Verhandlungssituation, Timing und Marktumfeld – darüber oder darunter liegen.
Worauf sollten Investoren achten?
1. Transparenz der Bewertungsmethodik
Fondsmanager sollten offenlegen, welche Methoden sie anwenden und wie sie zu ihren Annahmen kommen.
2. Konsistenz über Zeiträume hinweg
Bewertungen sollten konsistent angewendet werden – auch in volatileren Marktphasen.
3. Unabhängige Prüfung
Externe Wirtschaftsprüfer spielen eine zentrale Rolle bei der Validierung der Bewertungsprozesse.
4. Kontextualisierung mit Marktinformationen
Bewertungen sollten immer im Zusammenspiel mit relevanten Marktkennzahlen, Transaktionsdaten und operativer Entwicklung betrachtet werden.
Fazit
Die Bewertung von Private Markets Investments erfordert Erfahrung, Methodik und professionelle Standards. Sie ist keine exakte Wissenschaft, aber ein hoch strukturierter Prozess, der für Investoren essenziell ist, um die Entwicklung ihrer Portfolios nachvollziehen und steuern zu können. Wer versteht, wie bewertet wird, kann besser einschätzen, wo er mit seinem Private Markets Engagement steht – und was er realistisch erwarten kann.
🔎 Über die Artikelserie „Private Markets Basics“
Die Artikelserie Private Markets Basics ist eine kompakte Wissensreihe für professionelle Investoren, die sich mit der Welt der Private Markets vertraut machen möchten. Sie richtet sich an Family Offices, institutionelle Anleger aber auch etwas Produktmanager in Banken, die bereits ein tiefes Verständnis für liquide Anlagen besitzen und nun ihre Perspektive um Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und andere alternative Investments erweitern möchten.
Private Markets gewinnen zunehmend an Bedeutung in modernen Portfolios, doch der Einstieg erfordert ein Umdenken in Bezug auf Liquidität, Renditeprofile und Investmentprozesse. Diese Serie hilft dabei, Schlüsselbegriffe verständlich zu erklären und die strukturellen Unterschiede zu den traditionellen Kapitalmärkten zu beleuchten.
Die Artikelserie wird unterstützt von Natixis Investment Managers und der Natixis Investment Managers Private Asset Academy, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Investoren durch fundierte Weiterbildung einen besseren Zugang zur Welt der Private Markets zu ermöglichen. Durch maßgeschneiderte Schulungen, vertiefende Analysen und praxisorientierte Inhalte vermittelt die Private Asset Academy entscheidendes Know-how für eine erfolgreiche Navigation in diesem dynamischen Anlagesegment.
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