Private Markets Basics: Wie werden Private Markets Investments bewertet?

Wie werden Private Markets-Investments bewertet? In diesem Artikel der Serie Private Markets Basics erfahren professionelle Investoren, welche Methoden und Standards bei der Bewertung von Private Equity, Private Debt, Infrastruktur & Co. zum Einsatz kommen – kompakt und praxisnah erklärt.

Akademie

13.04.2025 09:26 Uhr

Im Gegensatz zu liquiden Märkten, in denen Aktien, Anleihen oder ETFs börsentäglich gepreist werden, sind Private Markets-Investments illiquide und nicht öffentlich handelbar. Das wirft die Frage auf: Wie werden Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen, Private Debt oder Infrastrukturprojekten eigentlich bewertet?

Die Antwort: mit strukturierten Verfahren, bewährten Branchenstandards – und einem hohen Maß an Professionalität und Transparenz.

Warum ist Bewertung in Private Markets ein zentrales Thema?

Die Bewertung ist die Grundlage für viele zentrale Entscheidungen und Prozesse:

  • NAV-Berechnung (Net Asset Value) für Berichtswesen und Performanceermittlung

  • Ausschüttungen & Carried Interest-Mechanismen

  • Zweitmarktpreise bei Secondary Transactions

  • Portfoliosteuerung & Risikoüberwachung

Da es keinen „Marktpreis“ gibt, basiert die Bewertung auf Modellen und Expertenschätzungen – unter Berücksichtigung objektiver und subjektiver Einflussfaktoren.

Wichtige Bewertungsgrundsätze und Standards

Die meisten Fondsmanager und institutionellen Investoren orientieren sich an den International Private Equity and Venture Capital Valuation (IPEV) Guidelines, die von der Branche als Best Practice anerkannt sind. Sie definieren einheitliche Methoden, um Private Assets fair und nachvollziehbar zu bewerten.

Typische Bewertungsmethoden in Private Markets

1. Marktmultiplikator-Methode (Comparable Companies/Transactions)

  • Vergleich mit börsennotierten Peers oder ähnlichen Transaktionen

  • Anwendung von Umsatz-, EBITDA- oder EBIT-Multiples

  • Häufig genutzt für Wachstumsunternehmen oder Buyout-Beteiligungen

2. Discounted Cashflow (DCF) Methode

  • Prognose der zukünftigen Cashflows eines Unternehmens

  • Abzinsung mit risikoadjustierten Zinssätzen (WACC)

  • Besonders geeignet für stabile Geschäftsmodelle mit guter Visibilität

3. Nettovermögenswert-Methode (Net Asset Value / NAV)

  • Bewertung auf Basis des bilanziellen Vermögens, abzüglich Verbindlichkeiten

  • Vor allem für Immobilien, Infrastruktur oder Anlagen mit starkem Sachwertbezug

4. Kostenbasierte Bewertung (Cost Approach)

  • Ansatz bei sehr frühen Phasen (z. B. Venture Capital), wenn keine belastbaren Daten vorliegen

  • Bewertung auf Basis der investierten Mittel

5. Ertragswertmethode / Zinsbasierte Modelle

  • Für Private Debt: Berechnung des Barwerts zukünftiger Zins- und Tilgungszahlungen unter Berücksichtigung von Ausfallwahrscheinlichkeiten und Sicherheiten

Wie häufig wird bewertet?

Die Bewertung erfolgt in der Regel quartalsweise oder halbjährlich – abhängig vom Fonds, der Assetklasse und regulatorischen Anforderungen. Jahresabschlüsse (auditiert) liefern zusätzlich eine formalisierte Bewertung, insbesondere für institutionelle Investoren mit Berichtspflichten.

Bewertung ≠ Exit-Preis

Es ist wichtig zu verstehen: Die Bewertung ist nicht gleichbedeutend mit dem späteren Verkaufspreis. Sie stellt eine Momentaufnahme dar – auf Basis aktueller Informationen, Marktbedingungen und Annahmen. Der tatsächliche Exit-Preis kann – je nach Verhandlungssituation, Timing und Marktumfeld – darüber oder darunter liegen.

Worauf sollten Investoren achten?

1. Transparenz der Bewertungsmethodik
Fondsmanager sollten offenlegen, welche Methoden sie anwenden und wie sie zu ihren Annahmen kommen.

2. Konsistenz über Zeiträume hinweg
Bewertungen sollten konsistent angewendet werden – auch in volatileren Marktphasen.

3. Unabhängige Prüfung
Externe Wirtschaftsprüfer spielen eine zentrale Rolle bei der Validierung der Bewertungsprozesse.

4. Kontextualisierung mit Marktinformationen
Bewertungen sollten immer im Zusammenspiel mit relevanten Marktkennzahlen, Transaktionsdaten und operativer Entwicklung betrachtet werden.

Fazit

Die Bewertung von Private Markets Investments erfordert Erfahrung, Methodik und professionelle Standards. Sie ist keine exakte Wissenschaft, aber ein hoch strukturierter Prozess, der für Investoren essenziell ist, um die Entwicklung ihrer Portfolios nachvollziehen und steuern zu können. Wer versteht, wie bewertet wird, kann besser einschätzen, wo er mit seinem Private Markets Engagement steht – und was er realistisch erwarten kann.

🔎 Über die Artikelserie „Private Markets Basics“

Die Artikelserie Private Markets Basics ist eine kompakte Wissensreihe für professionelle Investoren, die sich mit der Welt der Private Markets vertraut machen möchten. Sie richtet sich an Family Offices, institutionelle Anleger aber auch etwas Produktmanager in Banken, die bereits ein tiefes Verständnis für liquide Anlagen besitzen und nun ihre Perspektive um Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und andere alternative Investments erweitern möchten.

Private Markets gewinnen zunehmend an Bedeutung in modernen Portfolios, doch der Einstieg erfordert ein Umdenken in Bezug auf Liquidität, Renditeprofile und Investmentprozesse. Diese Serie hilft dabei, Schlüsselbegriffe verständlich zu erklären und die strukturellen Unterschiede zu den traditionellen Kapitalmärkten zu beleuchten.

Die Artikelserie wird unterstützt von Natixis Investment Managers und der Natixis Investment Managers Private Asset Academy, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Investoren durch fundierte Weiterbildung einen besseren Zugang zur Welt der Private Markets zu ermöglichen. Durch maßgeschneiderte Schulungen, vertiefende Analysen und praxisorientierte Inhalte vermittelt die Private Asset Academy entscheidendes Know-how für eine erfolgreiche Navigation in diesem dynamischen Anlagesegment.

Weitere beliebte Meldungen:

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.