Private Markets Basics: Kapitalabrufe & Ausschüttungen – Wie funktioniert das Cashflow-Management?

Ein wesentliches Merkmal von Private Markets-Investments ist ihr besonderes Cashflow-Profil. Anders als bei liquiden Anlageformen investieren Investoren ihr Kapital nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach – und erhalten Ausschüttungen ebenfalls über viele Jahre verteilt. Für professionelle Anleger mit Erfahrung in Public Markets bedeutet das ein Umdenken im Cashflow-Management.

Akademie

06.04.2025 10:10 Uhr

In diesem Beitrag erklären wir die Mechanik hinter Kapitalabrufen und Ausschüttungen, wie sich der typische Zahlungsfluss über die Laufzeit eines Fonds gestaltet und was das für die Liquiditätsplanung bedeutet.

Was sind Kapitalabrufe („Capital Calls“)?

Bei einem Private Markets Fonds (z. B. Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur) geben Investoren (Limited Partners, LPs) in der Regel eine Kapitalzusage (Commitment) ab. Dieses Kapital wird jedoch nicht sofort eingezahlt, sondern über mehrere Jahre hinweg abgerufen, sobald der Fonds konkrete Investments tätigt oder Ausgaben wie Gebühren decken muss.

Typischer Ablauf:

  • LP verpflichtet sich z. B. zu 10 Mio. EUR

  • GP ruft über 4–5 Jahre hinweg je nach Bedarf Kapital in Tranchen ab

  • Kapitalabrufe erfolgen mit Vorankündigung (oft 10–15 Werktage im Voraus)

Wofür werden Kapitalabrufe genutzt?

  • Erwerb neuer Beteiligungen

  • Follow-on-Investments (z. B. Wachstumskapital)

  • Management Fees und Fondskosten

  • In manchen Fällen auch zur Finanzierung von Co-Investments

Was sind Ausschüttungen („Distributions“)?

Sobald Portfoliounternehmen veräußert werden oder Zins-/Dividendenerträge anfallen, beginnt der Fonds mit Ausschüttungen an die Investoren.

Formen der Ausschüttungen:

  • Rückzahlung des investierten Kapitals

  • Gewinnausschüttungen (Returns over cost)

  • In Debt-Fonds auch laufende Zinsen

In der Regel folgt das Ausschüttungsmodell dem Prinzip „return of capital first“, also zunächst Rückzahlung des investierten Kapitals, anschließend Gewinnbeteiligung. Die Verteilung der Gewinne erfolgt oft nach einer vereinbarten Wasserfallstruktur mit Preferred Return (Hurdle Rate) und Carried Interest für den Fondsmanager (GP).

Das typische Cashflow-Profil eines Private Markets Fonds

Private Markets Fonds durchlaufen über ihre Lebensdauer verschiedene Phasen:

  1. Investitionsphase (Jahre 1–5):

    • Kapitalabrufe dominieren

    • Negativer Netto-Cashflow

    • Aufbau der J-Curve

  2. Reifephase (Jahre 5–8):

    • Erste Exits und Ausschüttungen

    • Beginn positiver Cashflows

  3. Erntephase (Jahre 8–12+):

    • Portfolio wird veräußert

    • Ausschüttungen übersteigen Abrufe deutlich

    • Netto-Rendite bildet sich voll aus

Implikationen für Investoren: Cashflow-Management ist strategisch

Professionelle Investoren müssen sich bewusst sein, dass sie zwar Kapital zusagen, dieses aber nicht sofort investiert wird – was Auswirkungen auf das „Denominator Problem“, das Cash Drag-Risiko und die Allokationssteuerung hat.

Typische Herausforderungen:

  • Liquiditätsplanung: Mittel müssen bei Kapitalabruf kurzfristig verfügbar sein

  • Ungewissheit über den Abrufzeitpunkt: Erschwert genaue Planung

  • Re-Investment der Ausschüttungen: Ohne Re-Investitionsstrategie entsteht Cash Drag

  • Timing-Risiken: Falsches Timing kann Allokationsziele verzerren

Wie können Investoren effizient planen?

1. Commitment-Pacing-Strategie entwickeln
Über mehrere Jahre hinweg regelmäßig investieren, um ein Gleichgewicht zwischen Kapitalabrufen und Rückflüssen zu schaffen.

2. Sekundärfonds & Open-End-Strukturen nutzen
Diese bieten oft reifere Portfolios oder stabilere Cashflows, die schneller Ausschüttungen liefern.

3. Realistische Liquiditätsreserven vorhalten
Zwar wird nicht das gesamte Commitment sofort benötigt – aber abrufbereites Kapital sollte stets eingeplant sein.

4. Cashflow-Modelle nutzen
Viele institutionelle Anleger simulieren Cashflows auf Portfolioebene, um Kapitalbindung und Ausschüttungen besser zu prognostizieren.

Fazit

Kapitalabrufe und Ausschüttungen prägen die Investmentrealität in den Private Markets – und erfordern ein aktives, vorausschauendes Cashflow-Management. Wer die Dynamik dieser Zahlungsströme versteht und strategisch plant, kann Liquiditätsengpässe vermeiden, J-Curve-Effekte besser steuern und die Performancepotenziale dieser Anlageklasse optimal nutzen.

🔎 Über die Artikelserie „Private Markets Basics“

Die Artikelserie Private Markets Basics ist eine kompakte Wissensreihe für professionelle Investoren, die sich mit der Welt der Private Markets vertraut machen möchten. Sie richtet sich an Family Offices, institutionelle Anleger aber auch etwas Produktmanager in Banken, die bereits ein tiefes Verständnis für liquide Anlagen besitzen und nun ihre Perspektive um Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und andere alternative Investments erweitern möchten.

Private Markets gewinnen zunehmend an Bedeutung in modernen Portfolios, doch der Einstieg erfordert ein Umdenken in Bezug auf Liquidität, Renditeprofile und Investmentprozesse. Diese Serie hilft dabei, Schlüsselbegriffe verständlich zu erklären und die strukturellen Unterschiede zu den traditionellen Kapitalmärkten zu beleuchten.

Die Artikelserie wird unterstützt von Natixis Investment Managers und der Natixis Investment Managers Private Asset Academy, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Investoren durch fundierte Weiterbildung einen besseren Zugang zur Welt der Private Markets zu ermöglichen. Durch maßgeschneiderte Schulungen, vertiefende Analysen und praxisorientierte Inhalte vermittelt die Private Asset Academy entscheidendes Know-how für eine erfolgreiche Navigation in diesem dynamischen Anlagesegment.

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