Der European Long-Term Investment Fund (ELTIF) wurde 2015 als europäische Fondsstruktur für langfristige Investitionen eingeführt – mit dem Ziel, Kapital in Infrastruktur, Private Equity, Private Debt und andere illiquide Assets zu lenken. Der ursprüngliche ELTIF konnte sich jedoch in der Praxis kaum durchsetzen.
Mit ELTIF 2.0, gültig seit dem 10. Januar 2024, hat die EU eine umfassend überarbeitete Version verabschiedet – mit dem Ziel, die Struktur deutlich attraktiver, flexibler und breiter einsetzbar zu machen. Der „neue“ ELTIF ist insbesondere für semi-professionelle und private Investoren interessant – und wird auch für Produktanbieter und Vertriebe relevant.
Hier sind 10 kompakte Fakten, die professionelle Investoren und Produktspezialisten kennen sollten.
1. Ziel des ELTIF 2.0: Langfristiges Kapital in die Realwirtschaft lenken
ELTIFs sollen Investitionen in langfristige Projekte wie Infrastruktur, erneuerbare Energien, Immobilien oder nicht börsennotierte Unternehmen ermöglichen. Damit richtet sich die Struktur klar auf Private Markets aus – als Alternative zu klassischen Publikumsfonds.
2. Breiter investierbares Universum
ELTIF 2.0 erweitert die Liste zulässiger Vermögenswerte deutlich:
Private Equity & Private Debt
Infrastrukturprojekte
Verbriefte Forderungen (verbriefte Darlehen)
Immobilieninvestitionen (unter Bedingungen)
Listed Small & Mid Caps (bis 1,5 Mrd. EUR Marktkapitalisierung)
3. Deutlich flexiblere Portfoliozusammensetzung
Die strengen Quotenregelungen des ursprünglichen ELTIF wurden aufgeweicht. Unter bestimmten Bedingungen kann ein ELTIF nun:
Bis zu 100 % in „qualifizierte“ langfristige Assets investieren
Den liquiden Teil des Portfolios auf max. 45 % ausweiten
In andere ELTIFs, EuVECA und EuSEF investieren
4. Zugang für Privatanleger deutlich erleichtert
Ein entscheidender Schritt: Die Mindestanlagesumme von 10.000 EUR wurde abgeschafft.
Auch die frühere 5%-Vermögensgrenze entfällt – sofern der ELTIF für Privatanleger geeignet strukturiert ist.
Damit wird der ELTIF zugänglich für ein breiteres Anlegerpublikum – ideal für die Retailisierung von Private Markets.
5. Flexible Rücknahmeoptionen möglich
Ein zentraler Kritikpunkt des alten ELTIF war die fehlende Liquidität.
Neu: ELTIF 2.0 ermöglicht strukturierte Rücknahmefenster – etwa jährlich oder quartalsweise, sofern ausreichend Liquidität vorhanden.
Damit nähert sich der ELTIF in Teilen einem semi-liquiden Fondsmodell an.
6. Laufzeiten und Mindesthaltefristen definierbar
Anbieter können ELTIFs mit festen oder offenen Laufzeiten gestalten – inklusive individuell definierbarer Lock-up Periods, um mit der Illiquidität der zugrunde liegenden Assets in Einklang zu bleiben.
7. EU-weite Vertriebszulassung
Ein ELTIF darf europaweit an professionelle und (unter Bedingungen) private Anleger vertrieben werden – ohne weitere nationale Zulassungsverfahren. Das macht ihn zu einer attraktiven Struktur für grenzüberschreitende Produktangebote im Bereich Private Assets.
8. Passend für verschiedene Assetklassen
Der ELTIF eignet sich für:
Private Equity & Venture Capital
Private Debt / Direct Lending
Erneuerbare Energien & Infrastruktur
Immobilienentwicklungen
ESG-Strategien mit langfristigem Fokus
9. Attraktive Struktur für Anbieter und Vertriebe
Dank klarer Regulierung, EU-Pass und wachsender Nachfrage nach illiquiden Assets bietet der ELTIF 2.0 für Asset Manager, Banken und Vermögensverwalter eine skalierbare, vertriebsfähige Struktur für Private Markets-Produkte – insbesondere im Segment vermögender Privatanleger.
10. Governance & Transparenz bleiben zentral
Trotz der neuen Flexibilität gelten weiterhin hohe Anforderungen an:
Bewertung und Risikomanagement
Interessenkonfliktvermeidung
Reporting und Offenlegung (insbesondere bei ESG-Strategien)
Anlegeraufklärung und Produktdokumentation
Fazit
Mit ELTIF 2.0 wird eine Brücke zwischen langfristigen Private Markets-Investments und einer breiteren Investorenbasis geschlagen. Für Produktanbieter, professionelle Investoren und Vertriebe eröffnet die neue Struktur vielfältige Chancen, Private Markets auch jenseits klassischer institutioneller Kanäle zu erschließen – in regulierter, EU-weit vertriebsfähiger Form.
Gerade im aktuellen Umfeld – mit wachsendem Interesse an Alternativen, Diversifikation und langfristiger Planung – dürfte der ELTIF 2.0 eine zentrale Rolle spielen.
🔎 Über die Artikelserie „Private Markets Basics“
Die Artikelserie Private Markets Basics ist eine kompakte Wissensreihe für professionelle Investoren, die sich mit der Welt der Private Markets vertraut machen möchten. Sie richtet sich an Family Offices, institutionelle Anleger aber auch etwas Produktmanager in Banken, die bereits ein tiefes Verständnis für liquide Anlagen besitzen und nun ihre Perspektive um Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und andere alternative Investments erweitern möchten.
Private Markets gewinnen zunehmend an Bedeutung in modernen Portfolios, doch der Einstieg erfordert ein Umdenken in Bezug auf Liquidität, Renditeprofile und Investmentprozesse. Diese Serie hilft dabei, Schlüsselbegriffe verständlich zu erklären und die strukturellen Unterschiede zu den traditionellen Kapitalmärkten zu beleuchten.
Die Artikelserie wird unterstützt von Natixis Investment Managers und der Natixis Investment Managers Private Asset Academy, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Investoren durch fundierte Weiterbildung einen besseren Zugang zur Welt der Private Markets zu ermöglichen. Durch maßgeschneiderte Schulungen, vertiefende Analysen und praxisorientierte Inhalte vermittelt die Private Asset Academy entscheidendes Know-how für eine erfolgreiche Navigation in diesem dynamischen Anlagesegment.
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