Frühstart ins Recruiting: Private Equity stellt Wall Street vor Herausforderungen

Der Wettbewerb um Top-Absolventen im Finanzsektor spitzt sich zu: Private-Equity-Firmen wie KKR oder Apollo rekrutieren zunehmend früher – oft schon kurz nach dem Einstieg ins Investmentbanking. Wall-Street-Banken schlagen Alarm. Warum der Trend das Recruiting verändert und ethische Fragen aufwirft.

Asset Manager & Strategien

02.06.2025 15:40 Uhr
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Der Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte im Finanzsektor nimmt neue Formen an. Private-Equity-Giganten wie Apollo, KKR, TPG und Clayton, Dubilier & Rice verschärfen den Druck auf Investmentbanken, indem sie sich Top-Absolventen bereits kurz nach deren Einstieg in die Bankenausbildung sichern. Laut Financial Times und PE-Insights.com werden Stellenangebote teils mit Startdaten zwei bis drei Jahre im Voraus unterbreitet – ein radikaler Wandel im bisherigen Recruiting-Verlauf.

Recruiting während der Abschlussreise

Traditionell läuft der jährliche „On-Cycle“-Recruiting-Prozess in der Private-Equity-Branche im Herbst. Doch die Termine rücken immer weiter nach vorne, mitunter sogar in Zeiten, in denen viele Absolventen noch auf Abschlussreise oder in Praktika sind. Einige Marktbeobachter rechnen zwar mit einer leichten Verlangsamung in diesem Jahr, doch erste Unternehmen wie THL Partners haben bereits mit Vorstellungsgesprächen begonnen – andere setzen auf informelle Vorgespräche bei Kaffee und Lunch.

Die Entwicklung stößt bei Wall-Street-Banken zunehmend auf Widerstand. Banken wie JPMorgan und Goldman Sachs verlangen inzwischen von ihren Junior Analysten, PE-Angebote offenzulegen, insbesondere wenn sie an Transaktionen beteiligt sind, bei denen potenzielle künftige Arbeitgeber auf der Gegenseite stehen. JPMorgan-Chef Jamie Dimon kritisierte die Frührekrutierung jüngst als „unethisch“ und drohte bei einem Vortrag an der Georgetown University mit internen Gegenmaßnahmen. Bereits jetzt verpflichtet JPMorgan seine Analysten zu einem dreijährigen Programm – länger als in der Branche üblich – und warnte die Klasse von 2025 explizit vor Konsequenzen bei intransparentem Wechselwillen.

Kritik an einem „kaputten System“

Trotz dieser Spannungen bleibt der Reiz der Private-Equity-Branche für viele Nachwuchstalente ungebrochen. Sie sehen in einem Wechsel oft eine Möglichkeit, ihre Karriere schneller voranzutreiben – und dabei möglicherweise die harte Lehrzeit in der Investmentbank zu verkürzen oder ganz zu überspringen. Einige PE-Häuser gehen sogar noch weiter: Silver Lake etwa rekrutiert schon Bachelor-Studierende im zweiten Studienjahr und führt Bewerbungsgespräche während Sommerpraktika.

Brancheninsider sehen die Entwicklung zunehmend kritisch. Kristen Kelly, Mitgründerin der Trainingsplattform „The Wall Street Skinny“, nennt den Prozess „kaputt“. Die frühe Rekrutierung diene eher dem Prestige als dem tatsächlichen Interesse an Private Equity.

Letztlich spiegelt der aktuelle Wettbewerb den Wunsch der Private-Equity-Firmen wider, vielversprechende Talente frühzeitig zu binden und langfristig in der eigenen Unternehmenskultur zu formen. Die Herausforderung liegt nun darin, diese Strategie mit ethischen Standards und einem gesunden Ausbildungsumfeld in Einklang zu bringen.

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