Private Markets Profis im Gespräch: Suraj Kakar (portagon)

In unserer neuen Interviewserie „Private Markets Profis im Gespräch“ teilen führende Expert*innen der Branche ihre Einschätzungen zu Chancen, Herausforderungen und Zukunftstrends in den Private Markets. Dieses Mal durften wir in diesem Rahmen mit Suraj Kakar, Vice President Revenue bei portagon sprechen. Er erklärt, wie regulatorische Impulse, technologische Innovationen und ein neues Depot-Modell den Zugang zu alternativen Investments revolutionieren – und warum Wissensvermittlung dabei eine zentrale Rolle spielt.

Akademie

28.04.2025 16:00 Uhr
Suraj Kakar, Vice President Revenue bei portagon / © PrivateMarkets360 / portagon
Suraj Kakar, Vice President Revenue bei portagon / © PrivateMarkets360 / portagon

PrivateMarkets360: Herr Kakar, die Private Markets wachsen dynamisch und werden für immer mehr Anlegergruppen relevant. Welche Faktoren – etwa regulatorische, wirtschaftliche oder technologische – treiben diese Entwicklung? Wie trägt portagon dazu bei, den Zugang zu alternativen Investments zu erleichtern und neue Marktpotenziale zu erschließen?

Suraj Kakar: Der private Kapitalmarkt erlebt derzeit ein bemerkenswertes Wachstum, neben den in der Frage bereits genannten Entwicklungen tragen dazu auch strukturelle und politische Gründe bei. Laut Prognosen von BlackRock und Preqin wird das globale Marktvolumen alternativer Investments bis 2030 auf über 30 Billionen US-Dollar ansteigen, nicht zuletzt durch die dringend benötigten verstärkten Investitionen in Infrastruktur. Banken können diese Finanzierungen nicht allein stemmen, das lassen schon ihre strikten Eigenkapitalregelungen nicht zu. Das wiederum bedingt die wachsende Bedeutung privater Investoren, welche von den historisch ableitbaren höheren Renditeversprechen bei Private Equity, Private Debt und Infrastruktur gegenüber 

Ein entscheidender Impuls kommt aus der im letzten Jahr durchgeführten Reform der ELTIF-Verordnung, also dem ELTIF 2.0. Sie vereinfacht den Zugang zu alternativen Investments für Privatanleger erheblich. 2024 wurde laut der aktuellen Scope ELTIF-Studie auch gleich zum Rekordjahr. 55 neue ELTIFs, so viele wie noch nie einem Jahr zuvor, wurden aufgelegt, und auch die Investitionen stiegen um 38% auf rund 20,5 Mrd. Euro. Dabei zählen deutsche Anleger mit insgesamt fast 3 Mrd. Euro zu den wichtigsten Investoren in ELTIFs, was das steigende Interesse an Private Markets hierzulande unterstreicht.

Finanzvertriebe operieren derzeit in zwei völlig unterschiedlichen Welten – einerseits in der automatisierten Infrastruktur für liquide Anlageprodukte, andererseits in der hochgradig individuellen, nicht standardisierten und weitgehend papierbasierten Umgebung der Private Markets. Seit Anbeginn arbeiten wir bei portagon daran, eine Technologie anzubieten, die Private Markets genauso zugänglich wie deren öffentliche Pendants macht und haben dafür unsere All-in-one-Lösung für alternative Investments entwickelt. Unsere bereits bestens bekannte Distributionsplattform und Zeichnungsstrecke werden wir im zweiten Quartal 2025 mit dem Launch des einzigartigen Private Markets Depot abrunden, das die größte Bandbreite an Private Markets-Produkten in Deutschland in nur einem Depot darstellbar macht.

PrivateMarkets360: Trotz des Wachstums gibt es nach wie vor Hürden für Investoren, etwa bei der Zugänglichkeit, Transparenz oder Effizienz von Private Markets. Welche Herausforderungen sind besonders relevant, und mit welchen konkreten Lösungen adressiert portagon diese Probleme?

Suraj Kakar: Die zunehmende Öffnung der Private Markets bringt neue Herausforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit sich. Wir haben diese intensiv analysiert und sehen vor allem im Bottleneck „Abwicklung“ den Bedarf für gezielte Lösungen.

Distributoren, wie Banken, Maklerpools und Vermögensberater, operieren derzeit, wie erwähnt, in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Im Gegensatz zu liquiden Anlagen weisen illiquide und semi-liquide Produkte oft hochkomplexe Strukturen auf, etwa Widerrufsfristen sowie unterschiedliche Halte- und Kündigungsfristen. Depotführende Stellen bieten deshalb derzeit nur eine begrenzte Auswahl an Privatmarktprodukten an – jene, die sich innerhalb ihrer bestehenden Systeme abwickeln lassen. Für eine geeignete Diversifikation müssen daher häufig mehrere Depots eröffnet werden, um Investments von Plattformen A, B, C oder D zu verbuchen. Diese Fragmentierung führt zu Inkonsistenzen in der Abwicklung, erschwert das Reporting und verlängert Transaktionszeiten erheblich. Für Berater bedeutet das nicht nur mehr administrativen Aufwand, sondern auch eine eingeschränkte Skalierbarkeit ihres Geschäftsmodells.

Mit unserem Private Markets Depot wird es erstmals möglich sein, sämtliche Privatmarktprodukte, einschließlich ELTIFs, RAIFs, AIFs und UCI Part II Fonds sowie weiteren Vermögensanlagen, über alle Assetklassen hinweg in einem einzigen zentralen Depot zu verwahren – vergleichbar mit der Handhabung liquider Wertpapiere.

Die einfache Integration in bestehende Banken- und Vertriebssysteme ermöglicht es Beratern, weiterhin mit ihren gewohnten Tools zu arbeiten, während sie ihren Kunden einen nahtlosen Zugang zu einer breiten Palette an Privatmarktprodukten bieten können. Dies schafft nicht nur eine erhebliche Erleichterung für Berater und Anleger, sondern steigert auch die Akzeptanz alternativer Investments.

PrivateMarkets360: Welche Trends und Entwicklungen werden die Private Markets in den kommenden Jahren prägen? Wie positioniert sich portagon, um langfristig erfolgreich zu sein? Welche strategischen Prioritäten setzen Sie, um Chancen zu nutzen und potenzielle Risiken zu managen?

Suraj Kakar: In den letzten zwei Jahren sind die Aktienmärkte unverhältnismäßig stark gestiegen, entsprechend sind die Unternehmensbewertungen teilweise sehr hoch. Zusammen mit den aktuellen geopolitischen und makroökonomischen Faktoren birgt das großes Potenzial für die Adjustierung nach unten oder zumindest seitwärtige Bewegungen. Dieses Risiko zusammen mit der erwarteten starken Volatilität kann über mehr Privatmarkt-Investitionen in den Portfolios ausgeglichen werden.

Entsprechend entwickeln sich die Private Markets kontinuierlich in Richtung privater Investoren weiter. Die Einführung von semi-liquiden ELTIFs zeigt bereits, dass eine flexiblere Kapitalbindung entscheidend ist. In Zukunft erwarten wir weitere innovative Strukturierungen, etwa sparplanfähige Private Markets-Produkte, die eine breitere Investorenschicht ansprechen und den Markt breiter öffnen.

Dafür ist die weitere digitale Transformation der Private Markets entscheidend. Hier ist unser Ziel, die Parallelwelten zwischen öffentlichem und privatem Kapitalmarkt aufzulösen. Wir verstehen uns als „hochleistungsfähiger Maschinenraum“ für die Abwicklung und Verwahrung der Branche. Dadurch wird nicht nur die Handhabung verbessert, sondern auch die Transparenz erhöht – ein zentraler Aspekt für den langfristigen Markterfolg.

Unsere strategische Priorität liegt in der Weiterentwicklung der Plattform über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg und der Schaffung eines noch leistungsfähigeren Ökosystems für alternative Investments. Der Ausbau von Kooperationen mit Banken, Asset Managern und Finanzvertrieben ist dabei ein zentraler Bestandteil. Zudem wird der Wissenstransfer weiter intensiviert, über den wir mit dem ELTIF Breakfast, dem monatlichen Branchentreffen bei uns in Frankfurt, sowie Webinaren und KnowledgeBeiträgen, Distributoren bestmöglich auf die neuen Möglichkeiten in den Private Markets vorbereiten und die Transformation aktiv vorantreiben. 

PrivateMarkets360: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg, Herr Kakar!

Über Suraj Kakar:

Seit 2011 ist Suraj Kakar ein führender Experte im Finanz- und Vertriebsbereich. Bei der Targobank fokussierte er sich auf Vermögensberatung und Kreditbetreuung, was ihm tiefgehende Kenntnisse im Finanzmanagement verlieh. Von 2014 bis 2017 vertiefte er bei der HSBC seine Expertise in der Abwicklung komplexer Finanzprodukte und gewann wertvolle Einblicke in die globalen Finanzmärkte.

Nach seiner Zeit in der Finanzwelt wechselte Kakar zu Visable, wo er im Außendienst Neukunden für SaaS-Lösungen gewann, bevor er bei LeanIX Vertriebsteams in Umsatzsteigerungsstrategien schulte. Seit 2022 ist er bei portagon tätig und verantwortet die Neukundengewinnung sowie den Ausbau von Kundenbeziehungen, mit einem Schwerpunkt auf Private Markets, insbesondere auf ELTIF-Produkte. In dieser Rolle hat er signifikant zur Stärkung der Marktposition und Kundenbindung bei portagon beigetragen.

Das Beste kommt zum Schluss:
Private Markets (Fun)Facts von und mit Suraj Kakar

Was war die überraschendste Investitionserfahrung, die Sie gemacht haben – positiv oder negativ?

Während meiner Banklehre im Jahr 2011 wurde Bitcoin zunehmend medial präsenter und erreichte in kürzester Zeit einen Kurs von 30 USDollar. Als ich meinem Ausbilder – der gleichzeitig Vermögensberater bei uns war – erzählte, dass ich gerne 20 Stück kaufen würde, riet er mir davon ab. Eine seiner wichtigsten Lektionen lautete: Kaufe nur, was du verstehst. Stattdessen empfahl er mir lieber die Aktie der Commerzbank, die damals erstmals unter die 2-Euro-Marke gefallen war. Also entschied ich mich für die Commerzbank-Aktie – der Rest ist Geschichte.

Heute weiß ich: Mein Ausbilder hatte auf seine Weise recht. Trotzdem hätte ich mich intensiver mit dem Thema Bitcoin auseinandersetzen und innovativen Finanzprodukten offen gegenüberstehen sollen, anstatt ausschließlich auf herkömmliche Instrumente zu setzen. Aus diesem Grund beschäftige ich mich aktuell mit dem ELTIF. Ich finde dieses Finanzinstrument sehr spannend – insbesondere im Hinblick auf eine ausgewogene Asset-Allokation.  

Wenn Sie mit einer bekannten Persönlichkeit (lebend oder historisch) über Private Markets sprechen könnten – wer wäre es und warum?

Ich würde gerne mit Antony Ressler sprechen – nicht nur, weil er zwei der größten Investmentgesellschaften der Welt mitgegründet hat (Apollo und Ares), sondern weil er die Branche maßgeblich geprägt hat, ohne dabei im Rampenlicht zu stehen. Besonders beeindruckend ist sein Einfluss auf die Entwicklung neuer Asset-Klassen, insbesondere im Bereich Private Credit. Mich fasziniert seine strategische Herangehensweise. Ich würde gerne verstehen, wie er komplexe Themen strukturiert, welche Prinzipien ihn dabei leiten – und wie er die aktuellen Entwicklungen am Markt einschätzt. 

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